Wohnen im Traumhaus
Wenn das Haus fertig ist, sind Sie am Ende eines großen Abenteuers angekommen und wahrscheinlich glücklich, das Projekt bewältigt zu haben. Auf Sie wartet jedoch eine weitere große Herausforderung, nämlich die Art des Wohnens so umzusetzen, wie es Ihnen wirklich entspricht. Wohnen heißt nicht einfach nur, in ein Haus einzuziehen, sondern es aktiv zu gestalten.
Wohnen psychologisch betrachtet
Nur im Wohnen kann der Mensch zu seinem wahren Glück finden (Antoinne de Saint Exupery)
Unter diesem Gesichtspunkt erkennen wir die Notwendigkeit, wohnpsychologische Überlegungen anzustellen noch bevor wir gleich die ersten Schritte tun!
Mit Wohnen und Bauen verbinden wir die Begriffe:
– Wohlfühlen
– Wärme
– Behaglichkeit und Schutz
Die Wohnpsychologie betrachtet die Funktionalität unserer Wohnungen und Häuser unbeeinflusst von Tradition und Normen, um neue Lösungsansätze für bedürfnisgerechtes Wohnen zu finden. Hier wird darauf eingegangen was Wohnen aus verschiedenen Blickwinkeln bedeutet und wo mögliche Problemzonen zu suchen sind.
· Wohnen aus der Sicht der Familie
· Wohnen aus der Sicht von Kindern
· Wohnen aus der Sicht von Frauen
· Wohnen aus der Sicht von Männern
· Wohnen aus der Sicht des Paares
· Wohnen aus der Sicht von Alleinerziehenden
· Wohnen aus der Sicht von alten Menschen
· Wohnen aus der Sicht von behinderten Menschen
Wohnen aus der Sicht der Familie
Wohnungen sollen für Familien das harmonische Zusammenleben fördern, ohne Konflikte zu provozieren. Dies ist nur möglich, wenn kontaktfördernde Gemeinschaftsräume ebenso vorhanden sind wie individuelle Räume für den Rückzug aller Familienmitglieder. Die Anforderungen an eine Wohnung aus der Sicht einer Familie sind daher:
· Gemeinsamkeit zu ermöglichen, ohne Beengtheitszustände auszulösen.
· Allein sein zu können, ohne isoliert sein zu müssen
Für Familien ist es wichtig eine Ausgewogenheit von ruhigen und dynamischen Bereichen vorzufinden. Ruhige Bereiche sind Rückzugsräume und individuelle Räume, in dynamischen Bereichen findet Begegnung und Bewegung statt.
Wohnen aus der Sicht von Kindern
Wie bereits im Abschnitt über Planung angedeutet, ist beim Wohnen aus der Sicht von Kindern darauf zu achten, dass sich diese möglichst optimal entwickeln und entfalten können. Daher ist das Empfinden von Sicherheit und Schutz für Kinder besonders wichtig. Raumstrukturen können dieses Empfinden ganz entscheidend prägen und beeinflussen! Niedere Räume, kleine Räume, Ecken ohne Fenster und warme, weiche Oberflächen vermitteln Geborgenheit während hohe, große Räume mit viel Fenster Weite und Offenheit darstellen, aber keine Geborgenheit vermitteln können. Stockbetten sind bei Kindern unter anderem deshalb so populär, weil der Raum zwischen Bett und Decke geringer ist und man sich weniger darin verlieren kann.
Im Spiel mit anderen Kindern wiederum ist Raum notwendig, für die Möglichkeit zu expandieren und zu experimentieren. Gleichzeitig gilt es den Rückhalt zur Mutter und/oder Vater nicht zu verlieren. Eine Grundrissgestaltung bei der, von der Küche aus, möglichst viel Übersicht besteht, um die Kinder beim Spielen nicht aus den Augen zu verlieren, ist kinder- und elterngerecht.
Eng mit der intellektuellen und emotionalen Entwicklung von Kindern ist die motorische Entwicklung verbunden. Daher sind in diesem Zusammenhang Bewegungsmöglichkeiten und Bewegungsanreiz wichtig. Für eine gesunde Entwicklung ist Bewegungserfahrung notwendig. Wohnräume schaffen entweder die Möglichkeit den Bewegungsdrang auszuleben oder sie schränken ihn ein. Eine offene Bauweise fördert sicherlich die Bewegungsmöglichkeiten, kann jedoch auch zu Konflikten führen, wenn die Kinder toben” und ein, oder beide Elternteile, ausruhen” wollen. Bei offener Bauweise sollte daher die Möglichkeit bestehen verschiedene Raumstrukturen (offene Räume, Rückzugsecken) herzustellen, damit verschiedene Bedürfnisse gleichzeitig gelebt werden können. Eine Sitzgarnitur etwa in der Raummitte (wie häufig geplant) entspricht diesem Anspruch in keiner Weise. Eine zu offene Bauweise erzeugt besonders beim Wohnen mit Kindern sehr viel Unruhe. Ausgewogenheit ist also notwendig.
Bei der Gestaltung des Kinderzimmers sollten den Kindern durchaus Freiheiten eingeräumt werden. Wie sich die Motorik durch Bewegung entwickelt, so entfalten sich Kreativität durch Freiheit im Tun. Das Kinderzimmer soll jedoch kein Allzweckzimmer werden, weil mehr Raum erobern wollen als nur 12 15 m2.
Das Rückzugsbedürfnis von Kindern ist den Eltern und Planern häufig kaum bewusst. Im spielerischen Bauen von Höhlen und Verstecken zeigt sich das Bedürfnis nach Rückzug und Alleinsein. Die kindliche Identität will gelegentlich vor der Erwachsenenwelt geschützt sein!
Wohnen aus der Sicht der Frauen
Für Mütter mit Kleinkindern ist es wichtig, die alltäglichen Anforderungen von Hausarbeit und Kinderbetreuung möglichst reibungslos unter einen Hut zu können. Außerdem sollte es Regenerationsmöglichkeiten geben, die nicht im Spielbereich der Kinder, aber doch in blick- und Rufweite liegen. Die kleine Küche, von den Gemeinschaftsräumen abgeschieden und rein funktional angelegt, findet mit gutem Grund keinen allgemeinen Anklang mehr, da diese oft zur Arbeits- und Isolationsstätte für die Frau verkommen ist. Besonders für Hausfrauen hat die Wohnung aufgrund der großen Nutzungsfrequenz eine höhere Bedeutung als für Männer, die auswärts arbeiten.
Idealerweise besitzt die Frau im Haus nicht nur Arbeitsräume, sondern auch einen privaten Raum für den Rückzug oder das Ausüben von Hobbies. Besonders Frauen neigen dazu, dieses Bedürfnis zu übersehen.
Wohnen aus der Sicht von Männern
Für berufstätige Männer und auch Frauen ist ein besonders heikler Punkt das Nach-Hause-Kommen nach einem anstrengenden Arbeitstag. Eine Ruheecke für eine kurze Regeneration kann das hineingleiten in einen stressfreien gemeinsamen Feierabend erleichtern. Diese Funktion erfüllt häufig das Wohnzimmer, wobei zu bedenken ist, dass ein großes Wohnzimmer meist auf Kosten eines Familienzentrums geht oder aber zum Familienzentrum erklärt wird. Die Planung eines großen Familienzentrums und eines kleinen Wohnzimmer, wird den Anforderungen der meisten Familien am ehesten gerecht.
Wohnen aus der Sicht von Paaren
Der Übergang von der trauten Zweisamkeit in eine familiäre Dreisamkeit kann durchaus Konflikte mit sich bringen, die eine räumliche Dimension besitzen. Bei der Grundrissgestaltung ist es daher eine gut Möglichkeit, einen kleinen Raum der Zweisamkeit einzuplanen, der nicht vom allgemeinen Familienleben vereinnahmt wird.
Wohnen aus der Sicht von Alleinerziehenden
Dieses Thema ist nicht als spezifisch für den Hausbau zu sehen, da Alleinerziehende in den seltensten Fällen ein ganzes Haus bewohnen. Nachdem Alleinerziehende häufig Zweizimmerwohnungen bewohnen, stellt sich das Thema des Privatraumes für Mutter und Kind(er). Daher sind kleine Dreizimmerwohnungen einer normalen Zweizimmerwohnung vorzuziehen.
Eine sehr praktikable Lösung würde das Zusammenwohnen von zwei Alleinerziehenden in einer größeren Wohnung darstellen. Nicht nur für finanzielle Entlastung, auch für Möglichkeiten der gegenseitigen Unterstützung sprechen für dieses Modell, das allerdings relativ flexible Grundrisse benötigt.
Wohnen aus der Sicht von alten Menschen
Für alte Menschen sind folgende vier Aspekte wichtig, um ein ausgefülltes und sinnvolles Leben führen zu können:
· Erhaltung von Kompetenz, wobei die Wohnumgebung fördernde oder behindernde Wirkung haben kann.
· Beibehaltung der Kontinuität und des gewohnten Lebensvollzuges.
· Die beliebteste Freizeitaktivitäten wie Lesen, Fernsehen, Spazierengehen, Gartenarbeit usw. sollten problemlos auszuüben sein.
· Sozialkontakte sollten aufrecht bleiben, wichtig ist das Gefühl gebraucht zu werden.
Alte Menschen bevorzugen häufig sog. Lieblingsplätze (Oswald 1996)
Wohnen aus der Sicht von behinderten Menschen
Wohnen für behinderte Menschen ist ein umfassender Fachbereich mit sehr vielen Aspekten. Auch wenn alle Bewohner eines geplanten Hauses gesund sind, sollte die Möglichkeit einer späteren Einschränkung der Bewegungsfähigkeit insofern in Betracht gezogen werden, dass das Haus in diesem Falle noch weiter benutzbar ist. Gerade bei tragischen Fällen von plötzlicher Invalidität ist es wichtig, den stabilen Faktor der Wohnung nicht auch noch zu verlieren.
Die Anforderungen eines nachhaltig gebauten Hauses sind, wie hier ersichtlich, sehr hoch. Und doch ist es möglich, so zu planen, dass der Greis und der Säugling sich im selben Haus wohl fühlen.
Der Friede in dem man wohnt, hängt mit der Umfriedung des Wohnbereiches zusammen.
Weiterführende Erklärungen siehe:
Erfolgsstrategie für den Hausbau”
von Reichl und Krennmair im Nur & Nun – Verlag